Produkte sollen langlebiger, wiederverwendbarer, reparierbarer und recycelbarer werden. Ihr ökologischer Fußabdruck soll verringert und ihre Energie- und Ressourceneffizienz erhöht werden. Darauf zielt die Ökodesign-Richtlinie ESPR (Ecodesign for Sustainable Products Regulation) der europäischen Union ab. Eine zentrale Rolle spielt dabei der digitale Produktpass (DPP). Er dient dazu, umfassende Informationen über Produkte bereitzustellen, um deren Kreislauffähigkeit zu fördern. Der DPP ist das entscheidende Instrument für Hersteller, die Anforderungen der ESPR umzusetzen. Aber wie können sie die erforderlichen Informationen digital für ihre Produkte bereitstellen? GS1 Germany möchte Unternehmen in die Lage versetzen, EU-konforme digitale Produktpässe auf Basis von GS1 Standards zu erstellen und entwickelt zusammen mit Expert:innen aus Industrie und Handel erste Ansätze, wie eine Umsetzung aussehen könnte. Neben dem zuletzt veröffentlichten Whitepaper bietet das Kölner Unternehmen jetzt kostenfreie Demonstratoren für den DPP an. Die Anwendungsbereiche umfassen Textilien, die Baubranche, Elektronikgeräte, Batterien sowie Wasch- und Reinigungsmittel. Die Demonstratoren stehen online hier zur Verfügung: https://dpp.gs1.de/.
DPP: Know-how aufbauen und Transparenz schaffen
Es handelt sich hierbei um ein Gemeinschaftsprojekt von den fünf GS1 Organisationen aus Belgien/Luxemburg, Frankreich, Österreich, dem Vereinigten Königreich und Deutschland. Die Demonstratoren sind deshalb in den Sprachen Deutsch, Englisch, Niederländisch und Französisch verfügbar.
„Mit diesem Online-Tool möchten wir Unternehmen die Möglichkeit geben, Know-how zum DPP aufzubauen und die Potenziale für die eigenen Geschäftsbereiche zu erkennen“, erklärt Theresa Taller, Senior Manager Industry Engagement von GS1 Germany.
Die Demonstratoren zeigen,
- wie GS1 Standards die Erstellung eines Digitalen Produktpasses (DPP) gemäß der ESPR unterstützen,
- wie Unternehmen mit dem GS1 System Transparenz und Effizienz in einer Circular Economy erhöhen und
- wie Anpassungen sowie Ergänzungen im DPP in nachfolgenden Prozessen eingearbeitet werden können.
Insgesamt bilden sie fünf unterschiedliche Anwendungsbeispiele anhand der Produkte Akku-Bohrmaschine, Waschmittel, e-Bike-Batterie, Jeansjacke sowie Hausfenster ab. Je nach Produkt unterscheiden sich die dargestellten Abläufe im Produktlebenszyklus und die einzelnen Schritte in der Demo. In Zukunft werden die delegierten Rechtsakte der EU die genauen Anforderungen für die einzelnen Produkte festlegen. Für diese Demo wurden daher einige Annahmen getroffen, basierend auf einschlägigen Grundlagendokumenten wie der durch die EU in Auftrag gegebene JRC-Studie.
Digitalen Produktpass im Demonstrator erstellen
Das Online-Tool bietet auf einen Blick eine Übersicht über die relevanten Informationen, die einen DPP ausmachen. Zudem ermöglicht es interessierten Anwender:innen Einblicke in einen möglichen Prozess zum Erstellen eines DPP. Dazu durchlaufen sie, immer begleitet von Expert:innen von GS1 Germany, insgesamt die folgenden sechs Schritte:
- Login als Economic Operator über die Global Location Number (GLN).
- Auswahl der Global Trade Item Number (GTIN) aus dem Drop-down-Menü.
- Befüllung der sieben Pflicht-Attribute aus Verified by GS1.
- Eingabe aller relevanten Attribute, geclustert nach Nachhaltigkeit, Produktinfos, Verpackungsinfos. Perspektivisch erfolgt all das über eine Schnittstelle bzw. ein internes System.
- Erstellung des Digitalen Produktpasses mit allen definierten Attributen und Infos. Ein Scan des Codes zeigt die Informationen, die für Konsument:innen gedacht sind.
- Wird ein Produkt repariert oder einzelne Teile ausgetauscht, werden auch diese Informationen im DPP erfasst. Dabei verändert sich auch die Historie. Es wird beispielsweise gespeichert, welcher Reparaturbetrieb eingegriffen hat.
Hintergrund: Der DPP und seine Nutzenvorteile
Ein Digitaler Produktpass ist ein umfassender strukturierter Datensatz, der alle relevanten Informationen über ein Produkt enthält. Dazu gehören voraussichtlich die Komponenten, Materialien, Inhaltsstoffe sowie Informationen zur Reparierbarkeit, zur fachgerechten Entsorgung und zu Ersatzteilen. Er soll auf elektronischem Wege verfügbar gemacht werden. Die Verbindung zwischen dem Produkt und seinen Daten schafft eine eindeutige Identifikation, zum Beispiel per GTIN. Der DPP begleitet ein Produkt über seinen gesamten Lebenszyklus.
Ziel des DPP ist es, die Transparenz und Nachhaltigkeit von Produkten zu verbessern. Hier einige Nutzenaspekte:
- Transparenz: Der DPP bietet umfassende Informationen über die Materialien, Komponenten und Herstellungsprozesse eines Produkts. Dies ermöglicht Verbraucher:innen, fundierte Entscheidungen zu treffen.
- Nachhaltigkeit: Durch die Bereitstellung von Daten zur Reparierbarkeit, zu Ersatzteilen, enthaltenen Materialien und Komponenten sowie zur fachgerechten Entsorgung fördert der DPP die Kreislaufwirtschaft und hilft, Abfall zu reduzieren.
- Rückverfolgbarkeit: Der DPP dokumentiert den gesamten Lebenszyklus eines Produkts, von der Herstellung bis zur Entsorgung. Dies erleichtert die Rückverfolgung und das Management von Produkten.
- Regulatorische Konformität: Ab 2027 wird der DPP in der EU für bestimmte Produktgruppen verpflichtend sein, um die Einhaltung von Umwelt- und Sicherheitsstandards zu gewährleisten.
Pressebild: Beispiel aus dem DPP Demonstrator für eine Jeansjacke (Quelle: GS1)
Weitere Informationen zum DPP: www.gs1.de/dpp
Pressekontakt:
GS1 Germany GmbH
Michaela Freynhagen
Stolberger Str. 108 a, 50933 Köln
Tel: 0221 94714-534
E-Mail: michaela.freynhagen@gs1.de