05.11.2018

Endlich reden die Leute miteinander, die ein gemeinsames Problem haben und sie haben eine Plattform dafür. Da braucht es erst die Technologie Blockchain, um alle an einen Tisch zu bringen. Es fällt allerdings auch auf: Die Technologie steht in fast allen Workshops nicht im Vordergrund. Es geht um viel grundlegendere Dingen wie Vertrauen und Spielregeln. Wie gehen wir in so einem Blockchain-Konsortium miteinander um? Sind wir überhaupt reif für diese Peer2Peer-Technologie, in der theoretisch alle gleich sind und alle alles sehen können? Ich glaube, wir haben generell die Offenheit für die Technologie aber die Offenheit und das Vertrauen für den Gleichheitsgedanken und die Transparenz noch nicht. 

Das war spätestens am 29. Oktober 2018, als wir den Tag damit verbrachten die Governance für ein operatives, auf Blockchain basierendes Unternehmenskonsortium zu erarbeiten, deutlich zu merken. Es wurde dort offensichtlich, dass Blockchain ein Paradigmenwechsel in der Art der Zusammenarbeit bedeutet. Und das generell auch ohne Blockchain bisher die Zusammenarbeit rund um den Palettentausch noch von viel Misstrauen und Intransparenz durch unklare Strukturen und manuelle Arbeiten geprägt ist.

Das Fazit aus dem Governance Workshop: Es geht im Kern immer um Vertrauen. Dabei verlassen wir uns gerne auf Kontrollen. Die Blockchain halten wir zwar für sicher, aber nicht den Rest. Heißt, wie kommen die Daten in die Blockchain. Kann da manipuliert werden? Es herrscht erst einmal ein generelles Mißtrauen. Um das abzubauen wollen wir Zertifizierungen und Audits. Darum haben wir im Workshop festgelegt, dass wir Vertrauen dahingehend herstellen wollen, dass:

  1. keine anonymisierten Identitäten in Frage kommen; wir wollen unsere Netzwerkpartner kennen;

  2. die Implementierung standardisierter Schnittstellen (APIs) zertifiziert und auditiert werden muss;

  3. Knotenbetreiber bestimmte Voraussetzungen erfüllen müssen.

Grundsätzlich sehen wir uns als offenes System, an dem jeder Marktteilnehmer sich beteiligten kann. Eine auf technischer Ebene öffentliche Blockchain kommt bisher dennoch nicht in Frage – zu tief sitzt das Misstrauen der Wettbewerber und Akteure im offenen Palettentausch. Reflexartig versuchen wir die Kontrolle über den Prozess zu behalten. Zwar ist das Vertrauen in die Transaktion in die Blockchain da, nicht aber das Vertrauen der Mitspieler untereinander. Das ist glaube ich ganz normal, zeigt aber wie wenig trivial die Anwendung einer solchen Zukunftstechnologie in der Praxis eines Marktes ist.

Spannend wurde es, als wir diskutierten, ob Codes oder Menschen gewisse Entscheidungen treffen sollen. Schnell haben wir gemerkt:  Die Spielregeln für die Codes müssen von Menschen gemacht werden. Theoretisch ist fast alles in Algorithmen programmierbar, aber praktisch nicht. Also haben wir entschieden: Codes sollen ausführen, was Menschen entschieden haben. Und zwar auf Basis weniger, aber klarer Werte und Prinzipien. Zum Beispiel das Zulassen neuer Netzwerkteilnehmer. Um menschliche Emotionen, Subjektivität und Befangenheit auszuschließen, aber auch um Effizienz zu steigern, soll in unserer Vision die Entscheidung über die Zulassung neuer Teilnehmer im Konsortium „on-chain“, also durch Codes getroffen werden und nicht „off-chain“, also über ein Gremium mit Menschen als Entscheidern.

Generell muss ich sagen, dass die Workshops immer viel zu schnell vorbei gehen. Die Zeit rast und es gibt so vieles zu bedenken. Alles hängt voneinander ab. Die Rechtsform des Konsortiums wird den Konsortiums Vertrag beeinflussen; dieser wiederum wird den Prozess und die Spielregeln mitbestimmen und auch die beteiligten Rollen und Personen sind entscheidend für die Form der Zusammenarbeit.

Unser Governance Workshop hat einmal mehr gezeigt, dass die Blockchain in die praktische Anwendung zu bekommen, eine echte Zukunftsreise ist, die wir wirklich nur gemeinsam meistern können und müssen. Sie wird sicher die zukünftige Handelswelt, die Art der Zusammenarbeit sowie die Rollen und Aufgaben in der Supply Chain verändern.

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GS1 Germany GmbH

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