Eine Grafik zeigt die Transformation vom Barcode zum 2D Code

Quadratisch, praktisch, besser: Der 2D-Code

Der Strichcode auf der Müslipackung war gestern, die Zukunft gehört dem 2D-Code – wie dem QR- oder auch Data Matrix-Code – mit GS1 Digital Link. Denn er hält für unterschiedliche Zielgruppen jeweils passende Informationen bereit. Eine große Chance für Hersteller, Händler und Endkund:innen.

Völlig neue Informationswelten werden sich bald im Supermarkt eröffnen. Woher stammt das Produkt, wie hoch sind die CO2-Emissionen im Lebenszyklus, oder auch: Welche Allergene enthält das Produkt – all dies und noch viel mehr erfährt dann, wer seine Smartphone-Kamera auf die Verpackung richtet. Möglich macht das der von der weltweit agierenden Organisation GS1 entwickelte Standard zu einem quadratischen 2D-Code, der ab 2027 den bisher gängigen Strichcode auf Produkten ersetzen wird.

Die Stärken des Neulings, der optisch dem bekannten QR-Code ähnelt, erläutert Maximilian Rams, Identification & Data Carrier Expert bei GS1 Germany: „Er bleibt auch dann lesbar, wenn Teile verdeckt oder beschädigt sind. Und er speichert bei gleicher Größe wesentlich mehr Daten als die 13 Striche des Vorgängers, die gerade einmal die Produktnummer beinhalten.“

Zum wahren Alleskönner mutiert die eckige Box allerdings erst, wenn ein ebenfalls von GS1 entwickeltes Zusatzfeature ins Spiel kommt: der GS1 Digital Link. Die Technologie nutzt einen Resolver von GS1, um Händlern, Logistikern und Kund:innen jeweils andere, für sie relevante Informationen anzuzeigen. Hersteller können die Informationen sogar nachträglich verändern.

Schon neugierig geworden?

Welche Chancen sich Herstellern und Händlern mit der Technologie eröffnen, schildern Claudia Willvonseder, Dr. Oetker, und Thomas Fell, GS1 Germany, kurzweilig in dieser Podast-Folge von „So klingt Wirtschaft“.

Direkte Kommunikation mit Endkund:innen

Damit öffnet sich ihnen ein neuer Kommunikationskanal entlang der Lieferkette, den sie nicht nur für die Kommunikation etwa mit Logistikern sondern „auch für die direkte Ansprache von Endkund:innen“ nutzen können, betont GS1-Germany-Chef Thomas Fell. So sei es etwa möglich, Verbraucher:innen beim ersten Scannen zu einer Marketingaktion wie Gewinnspielen zu leiten, beim zweiten Einlesen des Codes zu einem Sonderangebot, beim dritten dann zu einer Rezeptidee – situativ angepasst.

Möglichkeiten, in denen Konsumgüterproduzenten wie Dr. Oetker eine große Chance sehen. „Als Markenhersteller haben wir normalerweise keinen direkten Zugang zum Point of Sale“, erklärt Claudia Willvonseder, Vorständin in dem ostwestfälischen Familienkonzern. Der Dialog mit Konsument:innen bereichere daher das Einkaufserlebnis und führe zu stärkerer Kundenbindung, so ihre Überzeugung. Besonders spannend aus Willvonseders Sicht: Die Option, Rückmeldungen von Kund:innen einzuholen, etwa Verbesserungsvorschläge oder eigene Rezeptideen.

Die Vorteile für Kund:innen und Hersteller liegen also auf der Hand. Was aber haben Handelsunternehmen von der Umstellung ihrer Kassensysteme auf den neuen Code? Viele seien aufgrund ihrer Eigenmarken im Sortiment zugleich Hersteller, gibt Rams zu bedenken. Die Neuerung bringe aber auch handelsspezifische Vorteile: „So lässt sich künftig beispielsweise Ware, die nahe am Verfallsdatum ist, an der Kasse automatisch rabattieren“, erklärt er. Denn auch Haltbarkeitsdaten seien im neuen Code hinterlegt.

Überschaubarer Aufwand für Umrüstung

Tatsächlich gibt es Handelsunternehmen, die so überzeugt von den Vorzügen des Data Matrix-Codes sind, dass sie ihn bereits heute einsetzen. Handelsriese Metro beispielsweise hat damit ein wiederkehrendes Problem adressiert: „Weil sich Fleischverpackungen beim Vakuumieren zusammenziehen, gelang es oft nicht, die darauf angebrachten Strichcodes zu scannen“, berichtet Experte Rams. Der trotz leichter Macken lesbare Data-Matrix-Code ließ die Zahl der Fälle, in denen Scanner versagen, um gut ein Drittel sinken.

Die Umstellung dürfte sich also für den Handel lohnen, zumal der dafür nötige Aufwand überschaubar ausfällt. Denn die meisten Scannersysteme können die eckigen Codes bereits heute erfassen, es muss lediglich die passende Software installiert werden. Und eines wird sich trotz der vielen neuen Möglichkeiten auch nach 2027 nicht ändern, wie Fell klarstellt: „Das charakteristische Piep-Geräusch des Scanners an der Kasse – das bleibt.“

Wie der GS1 Digital Link funktioniert

Das Zusatzfeature GS1 Digital Link verleiht dem Data Matrix-Code die Fähigkeit, unterschiedliche Zielgruppen zu den jeweils passenden Informationen zu leiten. Der Code selbst ändert sich dabei nicht, wohl aber die Informationen, die er dem Smartphone übermittelt. Dies funktioniert über eine Art Weiche: Der Code verlinkt zu einem sogenannten Resolver, einem Server, auf dem verschiedene Webadressen gelistet sind. Das System erkennt zum Beispiel anhand des Endgerätes, des Ortes oder der Zeit, zu welcher Zielgruppe die Nutzer:in gehört, und leitet zur entsprechenden Adresse weiter. Der Hersteller des Produktes kann diese Links je nach Bedarf ein- und ausschalten oder sogar nachträglich austauschen, wenn etwa ein Promotion-Zeitraum beginnt oder ausläuft.

Mehr zum GS1 Digital Link