Digitaler Produktpass: mehr Transparenz über Nachhaltigkeitsinformationen

Globale Standards als entscheidender Schlüsselfaktor für Interoperabilität bei den Liefernetzwerken.

Digitaler Produktpass auf einem Handy in exemplarischer Nutzung

Beim Digitalen Produktpass werden globale Standards zum entscheidenden Schlüsselfaktor für mehr Interoperabilität entlang der Supply Chain.

Bis zum Jahr 2050 soll Europa zum ersten klimaneutralen Kontinent werden. So sieht es der sogenannte „European Green Deal“ vor, den die EU-Kommission als Fahrplan im Umgang mit den Herausforderungen rund um Klimawandel sowie Umweltschutz vorgelegt hat. Ein Bestandteil der geplanten EU-Verordnung zum Ecodesign nachhaltiger Produkte ist die Einführung eines digitalen Produktpasses (DPP). Dieser digitale Produktpass beinhaltet alle relevanten Informationen eines Produktes entlang der jeweiligen Supply Chain.

Architektur und Grundsätze für digitalen Produktpass verabschiedet

Konkret geht es darum, dass der digitale Produktpass zukünftig sämtliche Komponenten eines Erzeugnisses sowie dessen Zusammensetzung und Herkunft dokumentiert und so für mehr Transparenz sorgen soll. Dabei wird der gesamte Lebenszyklus von physischen Produkten samt Zwischenstufen und Materialien betrachtet – beginnend bei der Rohstoffgewinnung über die Produktion und Nutzung bis zur Wiederverwendung. Der Verordnungsentwurf verweist hinsichtlich Konformität und Interoperabilität für den digitalen Produktpass mehrfach auf ISO-Normen und globale offene Standards. Eine eindeutige Produktidentifizierung wird nicht zuletzt gemäß einem Bericht von Deloitte zu den „Auswirkungen internationaler, offener Standards auf die Kreislaufwirtschaft in Europa“ als grundlegendes Element für die Rückverfolgbarkeit in der Lieferkette angesehen.

„Als neutrale Organisation erfüllt GS1 genau diese Anforderungen, weshalb unter dem Dach von GS1 in Europe unter anderem bereits Grundprinzipien als Vorlage für eine mögliche Datenarchitektur des digitalen Produktpasses gemeinsam festgelegt wurden“, sagt Thomas Fell, Lead GS1 Germany.

Auswirkungen auf globale Lieferketten und bestehende Prozesse

Der digitale Produktpass (DPP) hat globale Auswirkung auf den Handel und betrifft alle Unternehmen, die zum Beispiel Produkte nach Europa importieren, dort herstellen oder in Betrieb nehmen. Nur wenige Sektoren wie beispielsweise Lebensmittel, Futtermittel und Arzneimittel sind ausgenommen. Im Fokus stehen zunächst insbesondere Batterien, Textilien, Consumer Electronics und Bauprodukte. Auch hier erweisen sich mit Blick auf die genannten Branchen die Nutzungsmöglichkeiten von etablierten GS1 Standards bei der End-to-End-Kommunikation und Datenübertragung als sinnvoll. Das übergeordnete Ziel besteht darin, die Umweltauswirkungen des Lebenszyklus von Produkten durch effiziente, auf Standards basierende digitale Lösungen zu verringern. Stets unter der Voraussetzung, gesetzliche Normen durch die sowohl inhaltliche als auch technische Gestaltung des digitalen Produktpasses zu erfüllen sowie die Anwendbarkeit und Sicherstellung der Interoperabilität mit bestehenden Lösungen zu gewährleisten.

Allianz zum Batteriepass als Vorbild für den digitalen Produktpass

Wie die Umsetzung des DPP funktionieren kann, zeigt der „Batteriepass“. Dieser ist voraussichtlich ab 1. Januar 2026 für jede Industriebatterie sowie jede Batterie für Elektrofahrzeuge ab einer bestimmten Kapazität verpflichtend. Das bedeutet etwa, dass jede Batterie einen elektronischen Datensatz haben soll, der laut EU-Verordnung einmalig und durch einen eindeutigen Schlüssel identifizierbar ist. Zusammen mit der Global Battery Alliance (GBA) entwickelt GS1 in Europe mithilfe eines Memorandum of Understanding (MoU) standardisierte Lösungen hierfür. Demnach stellen unter anderem GS1 Identifikationsnummern die Verbindung zwischen der physischen Batterie und der im digitalen Produktpass elektronisch verfügbaren Informationen her. Zukünftig wird darüber hinaus der GS1 Digital Link eine bedeutende Rolle spielen. Dadurch lassen sich Informationen effizient strukturieren und der Datenaustausch entlang des Produktlebenszyklus respektive der Lieferkette transparent abbilden.

„Der offene GS1 Standard kann eine technische Grundlage sein, um einzelne Batterien und ihre Komponenten eindeutig zu identifizieren. Die Nachhaltigkeitsinformationen werden an diesen Stammdatensatz angehängt und begleiten die gesamte Batterielebensdauer bis zur endgültigen Rückführung in den nächsten Produktkreislauf“, ist Dr. Torsten Freund, GBA und BASF SE, überzeugt.

Darüber hinaus ist GS1 in Europe am CIRPASS-Konsortium beteiligt, welches mit 31 Partnern – darunter etwa DigitalEurope, Fraunhofer, GBA, TU Delft und W3C – an Lösungen für einen digitalen Produktpass in den Bereichen Batterie, Consumer Electronics und Textil arbeitet. Zudem ist GS1 Germany stellvertretend eine assoziierte Partnerschaft im „Battery Pass Projekt“ eingegangen, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Umwelt gefördert wird. Auch ein Programm zum digitalen Produktpass und der Entwicklung eines generischen Blueprints für sektorspezifische Projekte wurde in Europa gestartet. Auf gesetzlicher Ebene müssen nun das Europäische Parlament und der Europäische Rat zur geplanten Verordnung Stellung nehmen. Im Laufe des Jahres 2023 wird ein Beschluss erwartet, der direkt in den Mitgliedstaaten umzusetzen ist. Eine gute Nachricht zum Schluss: Die offenen und globalen GS1 Standards stehen schon jetzt als Fundament für den digitalen Produktpass zur Verfügung.

Bei GS1 Austria finden Interessierte ein Fallbeispiel zum digitalen Produktpass. In der verlinkten Infografik wird gezeigt, wie sich bei einem Akkuschrauber mit vier einfachen Scans Informationen zum Produkt empfangen und senden lassen.

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